Arbeitsplatzbelastungen bei der Verwendung von bioziden Produkten - Teil 2

Zur Ermittlung realistischer Expositionsszenarien und in der Praxis angewendeter Arbeitsschutzmaßnahmen beim Umgang mit Bioziden in Konzentratform wurden diejenigen Produktarten ermittelt, deren Produkte in einer relevanten Größenordnung als Konzentrat in Verkehr gebracht werden. Für diese Produktarten wurde der Umgang mit Konzentraten durch Literaturrecherchen, Hersteller- und Expertenbefragungen sowie Betriebsbegehungen ermittelt. Die Ergebnisse der Begehungen wurden in Datenblättern dokumentiert und daraus Expositionsszenarien entwickelt. Anhand exemplarischer Expositionsberechnungen mit Hilfe anerkannter Modelle wurden Expositionsart und -höhe für verschiedene Szenarien abgeschätzt. Für die betrachteten Szenarien wurden beste verfügbare Techniken und Best-Practice-Beispiele beschrieben und als Schutzleitfäden zusammengefasst.

Von 27 besichtigten Szenarien erfolgte nur bei dreien ein Umgang mit festen Konzentraten ansonsten wurden Flüssigkeiten verwendet.
Der Automatisierungsgrad bei der Anwendung war in den meisten Fällen hoch, die Konzentrate wurden entweder für eine manuelle Anwendung automatisch einem Wasserstrahl zudosiert oder direkt in eine Produktions- oder Kühlanlage eingespeist. Dabei erfolgte ein Umgang mit dem Konzentrat nur bei Wechsel der Konzentratbehälter an den Dosierstationen. Für diese Szenarien wurden Optimierungsmöglichkeiten insbesondere in Bezug auf die Position der Konzentratbehälter und die Art der Entnahmesysteme ermittelt. Manuelles Abmessen, Umfüllen und Verdünnen von Konzentraten wurde nur in wenigen Szenarien beobachtet. Hier erfolgte entsprechend häufiger eine Exposition gegenüber dem Konzentrat.
In praktisch allen Anwendungsfällen zeigten sich Defizite bezüglich der eingesetzten Schutzausrüstung. Vielfach wurden ungeeignete Handschuhe verwendet und auf den Gebrauch von Augenschutz verzichtet, obwohl entsprechende PSA durch den Arbeitgeber bereit gestellt wurde bzw. bei Anforderung bereit gestellt worden wäre.

Bei Verwendung pulverförmiger Konzentrate zeigten die Expositionsmodelle durchgängig höhere Werte als bei Flüssigkeiten. Die Ergebnisse zeigten erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen. Eine genaue Ursachenanalyse für diese Abweichungen war nicht möglich, da für einige Modelle die zugrunde liegenden Daten nicht oder nur unzureichend dokumentiert und zum Teil nicht leicht zugänglich sind. Daher wäre für die Entwicklung zukünftiger Berechnungsmodelle die Erarbeitung eines einheitlichen Dokumentationsstandards wünschenswert. Dadurch würde auch eine systematische Evaluierung der bestehenden Modelle ermöglicht.

Bibliografische Angaben

Titel:  Arbeitsplatzbelastungen bei der Verwendung von bioziden Produkten - Teil 2. Sicherer Umgang mit Konzentraten

Verfasst von:  A. Müller, D. Bleck

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2008. 
ISBN: 978-3-88261-095-6, Seiten: 213, Projektnummer: F 1703, Papier, PDF-Datei

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