Prevalence and quality of workplace risk assessments - Findings from a representative company survey in Germany

Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung in der betrieblichen Praxis. Ergebnisse einer repräsentativen Betriebsbefragung in Deutschland

Die Gefährdungsbeurteilung ist das Kernelement des Arbeits- und Gesundheitsschutzes im Betrieb und ihre Umsetzung in allen EU-Mitgliedsländern eine gesetzliche Pflicht. Im vorliegenden Beitrag werden Schätzungen zur Häufigkeit und Qualität der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung in Betrieben in Deutschland berichtet, differenziert für verschiedene Segmente und Merkmale von Betrieben (u.a. Betriebsgröße, Sektor, Mitbestimmung). Mit einer multinomialen logistischen Regression werden zudem Zusammenhänge zwischen betrieblichen Bedingungen und der Umsetzung von Gefährdungsbeurteilung untersucht.

Grundlage der Untersuchungen ist eine repräsentative Befragung von Arbeitsschutzverantwortlichen aus 6.500 Betrieben, die im Jahr 2011 für die Zwecke der Dachevaluation der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse zeigen, dass fast die Hälfte der Betriebe in Deutschland gar keine Gefährdungsbeurteilung durchführt und nur jeder vierte Betrieb eine vollständige Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung bestätigt. Der verbleibende Rest der Betriebe hat die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen bestätigt, dabei allerdings nicht alle erforderlichen Schritte unternommen (v.a. Umsetzung von erforderlichen Maßnahmen, Wirksamkeitskontrolle, Dokumentation) und/oder nicht alle relevanten Aspekte berücksichtigt (v.a. Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen).

Die Umsetzung und Qualität der Gefährdungsbeurteilung variiert in starkem Maße in Abhängigkeit von betrieblichen Merkmalen und Bedingungen. Die Ergebnisse der Regressionsanalysen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung höher ist, wenn es sich um große Betriebe handelt, wenn Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte bestellt sind, wenn ein Betriebs/Personalrat vorhanden ist und wenn die wirtschaftliche Lage des Betriebs als gut eingeschätzt wird. Zudem werden Gefährdungsbeurteilungen in produzierenden Betrieben häufiger umgesetzt als im Dienstleistungssektor.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass es einer Verstärkung der Beratung und Überwachung durch Arbeitsschutzträger bedarf, vor allem in Kleinbetrieben und im (privaten) Dienstleistungssektor. Sie zeigen zudem, dass eine qualifizierte Beratung durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebs-ärzte und das Engagement von Betriebs-/Personalräten der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung förderlich ist.

Dieser Artikel ist im Journal "Safety Science" 86 (2016) S. 48-56 erschienen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Prevalence and quality of workplace risk assessments - Findings from a representative company survey in Germany. 

Verfasst von:  U. Lenhardt, D. Beck

in: Safety Science, 86, 2016.  Seiten: 48-56, Projektnummer: F 2358, PDF-Datei, DOI: 10.1016/j.ssci.2016.02.017

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ProjektnummerF 2358 StatusAbgeschlossenes Projekt Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in der betrieblichen Praxis

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